Alle Jahre wieder – brummt die Schermaschin´

Jedes Jahr im Spätherbst stehen viele Pferdebesitzer vor der Entscheidung: scheren oder nicht scheren. Pünktlich zur kälteren Jahreszeit und dem sinkenden Tageslichtaufkommen weicht das Sommerfell dem dichten, plüschigen Winterpelz. Doch was passiert, wenn wir das Pferd scheren, was gilt es zu beachten und wann ist es sinnvoll?

Haut und Fell – wichtig für die Thermoregulierung Deines Pferdes

Die Haut besitzt unendlich viele Funktionen: sie ist das größte Organ des Pferdes, leitet Giftstoffe aus und ist in konstanter Verbindung mit der Außenwelt. Über Sinneszellen ist die Haut in der Lage, durch die Unterscheidung von Kälte und Hitze, Juckreiz und Schmerz auf die Einflüsse der Umwelt zu reagieren. So ist sie an der Regulation von Infektionsabwehr, Elektrolyt- und Wasserhaushalt sowie dem Erhalt der Körpertemperatur beteiligt. Auch bei der Knochengesundheit spielt die Haut eine große Rolle: Über die Aufnahme von UVB-Strahlen durch die Haut wird Vitamin D gebildet. Um Knochenerweichungen und Arthrosen vorzubeugen solltest Du Dein Pferd deshalb unbedingt regelmäßig ohne Decke dem Tageslicht und der Sonne aussetzen.

Tageslicht und Wärme lösen die Bildung von Hormonen aus, die der Regulation von Körpertemperatur und Fellwechsel dienen. Zu Abkühlung wird Schweiß produziert, der über Verdunstung der Abkühlung dient. Damit dies funktioniert, muss der Schweiß allerdings erst das dichte Haarkleid durchdringen. Hier trumpft das Fluchttier Pferd mit einer Besonderheit auf. Das im Pferdeschweiß enthaltene Protein Latherin sorgt für eine verringerte Wasseroberflächenspannung und ermöglicht so eine gleichmäßigere sowie schnellere Verteilung und Verdunstung des Schweißsekrets an der Felloberfläche.

Hippo-Fact

Schäumt ein Pferd bei der Arbeit, liegt das am im Schweiß enthaltenen Protein Latherin. Durch die Schaumbildung wird die Schweißoberfläche erheblich vergrößert. Es können größere Mengen an Schweiß verdunsten.

Natürlicher Schutz für jede Witterung

Während unsere Wohlfühl-Außentemperatur bei 20 bis 26 Grad Celsius liegt, befindet sie sich bei den Pferden bei 5 bis 25 Grad – je nach Rasse sogar bei Minusgraden. Bei tiefen Temperaturen stellen Pferde mit einer intakten Thermoregulierung über einen kleinen Muskel am Haarbalg die Fellhaare auf. Das Luftpolster, das so zwischen den aufgerichteten Haaren entsteht, isoliert und hält warm. Die Haarbalgmuskeln drücken außerdem beim Aufrichten der Haare auf die Talgdrüsen. Diese geben ihren Inhalt auf die Hautoberfläche ab und bilden einen zusätzlichen Schutz gegen Kälte und Feuchtigkeit. Somit verdunstet nur wenig Schweiß, der die Haut sonst abkühlen würde.

Effiziente Heizung

Bei Kälte heizt der Körper die Muskulatur über den Blutkreislauf. Grob geschätzt wird die Energie des Stoffwechsels zu 75 % in diesen Heizvorgang gegeben und 25 % dienen der Bewegung. Um vor allem im Winter dem Wärmeverlust über die Haut vorzubeugen, bekommt Dein Pferd sein dickes Winterfell. Dies genügt dem Pferd in der Regel und es braucht keine zusätzliche Decke. Ein Pferd, das die meiste Zeit im Freien verbringt, sollte nicht geschoren werden um die natürliche Thermoregulation nicht zu stören!

Schwitzt Dein Pferd nach der Arbeit, so reicht eine Abschwitzdecke im Anschluss aus um die Feuchtigkeit schnell abzutransportieren und Dein Pferd vor dem Auskühlen zu schützen. Eine Schur ist nicht notwendig und vor allem für Pferde, die die meiste Zeit im Freien verbringen, nicht sinnvoll.
Denn wenn ein Pferd nach der Arbeit die Möglichkeit besitzt, sich ausreichend im Schritt „abzukühlen“ dürfte es keine Probleme geben, wenn sie auch einmal nicht ganz trocken in einen Bewegungsstall kommen.

Wann die Schur notwendig wird

Eine Schur des Pferdes kann unter bestimmten Umständen sinnvoll und gesundheitserhaltend sein.

Bei Sportpferden: Geschorene Pferde schwitzen weniger und werden nach der Arbeit schneller trocken. Das Fell trocknet schneller ab und das Pferd kann entsprechend abkühlen. Ab einer gewissen Außentemperatur kann unterstützend eine Abschwitzdecke verwendet werden. Diese unterstützt nicht nur das Abtrocknen des Fells, sondern schützt zugleich die warmen Muskeln vor Unterkühlung.

Bei Pferden mit eingeschränktem Fellwechsel: jegliche Art von Unfähigkeit des ausreichenden Wechsels vom Winter- zum Sommerfell, ob durch Alter oder krankheitsbedingt wie bei Cushing, macht es erforderlich, das Pferd zur warmen Jahreszeit hin zu scheren. Der Temperaturausgleich kann sonst nicht richtig stattfinden.

Bei Parasitenbefall/Hauterkrankungen: Milbenbefall ist bei Pferden leider gar nicht so selten. Eine (Teil-)Schur kann die Behandlungsdauer verkürzen oder macht eine Behandlung erst möglich. Generell macht es bei Hautproblemen aus therapeutischer Sicht Sinn, beispielsweise einen langen Fesselbehang abzunehmen, unter dem die Haut erkrankt ist. Infektionen können nur nachhaltig behandelt werden, wenn die Problemstelle frei zugänglich ist und keine Haare eine Reinfektion fördern.

Achte bei der Schur auf ein gutes Scherblatt und je nach zu scherendem Bereich die Breite des Scherkopfes. Nimm Dir genug Zeit und suche Dir ggf. noch eine zweite Person als Hilfe.

Da eine Schur einen Eingriff in die natürliche Thermoregulation des Pferdes bedeutet, müssen vorher alle Pros und Contras ausgiebig beleuchtet werden. Fällt die Entscheidung für eine Schur aus, ist der Einsatz einer Pferdedecke unabdingbar.

Hier gilt es dann auf verschiedene Faktoren wie Pferderasse, Pferdehaltung und Witterung zu achten. Um einen Parasitenbefall oder eine Pilzinfektion zu vermeiden, sollte ausschließlich auf atmungsaktives Material zurückgegriffen werden und die Decken regelmäßig gewaschen (60 °C) und gereinigt werden.

Die richtige Pflege nach der Schur: Aftershear

Besonders nach der Schur ist vorbeugende Pflege von außen ratsam. Durch die Schur kann es zu Mikroverletzungen und Irritationen der Haut kommen. Daher ist eine speziell auf die Bedürfnisse von Haut und Fell nach der Schur ausgelegte Pflege das A und O. Hautirritationen werden sofort durch einen Schutzfilm abgedeckt, der das Eindringen von Bakterien und Pilzsporen verhindert.

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